Der Impuls zur Einführung einer Vier-Tage-Woche bei der Wenzel Group in Wiesthal kam während der Corona-Pandemie. Zunächst mussten Mitarbeitende weniger Gefahrenquellen zur Infektion
ausgesetzt werden. Im Verlauf der Pandemie veränderte sich für viele Menschen auch die Wahrnehmung von Arbeit und Freizeit. Themen wie Work-Life-Balance und Flexibilität gewannen an Bedeutung.
Bei der Wenzel Group wurde als Antwort erfolgreich die Vier-Tage-Woche eingeführt.
Modell für Arbeitszeiten und -orte
Bei der Wenzel Group mussten während der Corona-Lockdowns, wie in vielen anderen Unternehmen, Arbeitszeiten und -orte flexibel angepasst werden. Aus diesen Erfahrungen entwickelte sich
schließlich die Idee, das Arbeitsmodell langfristig zu modifizieren, um den Mitarbeitenden mehr Flexibilität und Zeit für persönliche Interessen zu bieten – und so die Attraktivität als
Arbeitgeber zu steigern. Das Konzept wurde im November 2021 vorgestellt.
Ein Arbeitsmodell muss zur Firma passen
Das Vier-Tage-Modell ist nicht für jedes Unternehmen geeignet. Bei der Wenzel Group werden die Prozesse von Menschen, nicht von Maschinen getaktet. Daher können die Mitarbeitenden ihre
Arbeitszeit effizienter verteilen und neun Stunden an vier Tagen arbeiten, um den fünften Tag freizunehmen. Hierbei war es dem Arbeitgeber wichtig, dass es sich für beide Seiten, Unternehmen und
Mitarbeitende, um eine Win-Win-Situation handelt.
„Uns war klar, dass wir nicht an Produktivität verlieren dürfen. Durch die höhere Motivation und die flexibleren Zeiten schaffen die Mitarbeitenden die gleiche Arbeit in kürzerer Zeit – und das
sogar mit weniger Krankheitstagen,“ erläutert Frau Dr. Wenzel.
Nicht alle Bereiche konnten jedoch auf die Vier-Tage-Woche umgestellt werden. Die Service-Mitarbeitenden sowie der Vertrieb, die viel Kundenkontakt und flexible Einsatzzeiten haben, arbeiten
weiterhin im klassischen Modell. In der Verwaltung und Logistik wurde die Arbeitszeit so organisiert, dass Teams sich bei Bedarf abwechseln, um eine kontinuierliche Versorgung und Auslieferung
sicherzustellen.
Umsetzung und Herausforderungen
Die Einführung der Vier-Tage-Woche erforderte sorgfältige Planung und Koordination, um die betroffenen Abteilungen effizient zu gestalten und das Modell transparent zu kommunizieren. Die
Umstellung erfolgte nicht auf Zwang, sondern durch individuelle Gespräche mit jedem Mitarbeitenden, um verschiedene Optionen abzuwägen. Gerade für ältere Generationen scheint die Vier-Tage-Woche
weniger attraktiv, da sie sich oft an die klassischen Strukturen gewöhnt haben und gerne täglich zur Arbeit kommen. Jüngere Generationen hingegen, die die Grenzen zwischen Beruf und Freizeit
zunehmend flexibel betrachten, empfinden die Umstellung als äußerst vorteilhaft.
Zusätzlich stellte die Umsetzung die Personalabteilung vor Herausforderungen, da sie alle rechtlichen und organisatorischen Details prüfen und anpassen musste. So wurde beispielsweise geregelt,
dass die Arbeit für 37,5 Wochenstunden bezahlt wird, obwohl die Mitarbeitenden effektiv nur 36 Stunden arbeiten. „Die anderthalb Stunden, die wir den Mitarbeitenden schenken, werden von der
Motivation und Effektivität, die das neue Modell mit sich bringt, mehr als ausgeglichen,“ betont Frau Dr. Wenzel.
Ein weiterer Vorteil: Die Reduzierung der Arbeitswoche auf vier Tage ermöglichte es, nicht nur Energiekosten zu sparen, sondern auch das Pendelaufkommen zu reduzieren. Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter können Homeoffice mit dem Arbeitszeitmodell kombinieren und so Energiekosten und Fahrtzeiten sparen.
Generationenmanagement – Eine besondere Herausforderung
Ein entscheidender Bestandteil des Konzepts bei der Wenzel Group ist das sogenannte Generationenmanagement. Die Arbeitswelt ist heute stärker denn je von verschiedenen Generationen geprägt, die
unterschiedliche Werte und Vorstellungen von Arbeit haben. So gilt es für Unternehmen, die Auswirkungen des demographischen Wandels zu betrachten und entsprechende Maßnahmen einzuleiten:
Bei der Wenzel Group arbeiten Menschen aus vier Generationen: Diese reichen von den Babyboomern, die nach dem Motto „Leben, um zu arbeiten“ geprägt wurden, bis hin zur Generation Z, die Sinn und
Flexibilität über finanzielle Anreize stellt und verstärkt nach Work-Life-Balance strebt. „Jede Generation bringt eigene Herausforderungen und Potenziale mit sich,“ erläutert Frau Dr.
Wenzel.
Um die Zusammenarbeit der Generationen harmonisch zu gestalten, setzt die Wenzel Group auf eine starke Unternehmenskultur, die auf Vertrauen und Langfristigkeit basiert. Werte wie Integrität,
Nachhaltigkeit, Innovation und Flexibilität sind in der Firmenphilosophie fest verankert
und werden aktiv gelebt. „Es ist wichtig, dass die Mitarbeitenden sich mit diesen Werten identifizieren können,“ betont Frau Dr. Wenzel. So bietet die Wenzel Group allen Generationen die
Möglichkeit, ihren individuellen Arbeitsstil und ihre Bedürfnisse einzubringen, um Konflikte zu vermeiden und eine produktive Zusammenarbeit zu fördern.
Positive Resonanz und Erfolge des Modells
Seit der Einführung der Vier-Tage-Woche hat sich die Zahl der Bewerbungen bei der Wenzel Group verdreifacht. Die Motivation der Mitarbeitenden ist auch nach fast drei Jahren stabil hoch, und die
allgemeine Zufriedenheit mit der Work-Life-Balance wird positiv wahrgenommen.
Die produktivitätsbezogenen Befürchtungen, die mit der Einführung der Vier-Tage-Woche einhergingen, haben sich ebenfalls nicht bestätigt. „Wir haben unsere Produktivität gemessen, und das
Ergebnis zeigt, dass wir durch die Vier-Tage-Woche nicht an Effizienz verloren haben – die Mitarbeitenden schaffen ihre Arbeit in kürzerer Zeit und bleiben motiviert.“ Auch die Anzahl der
Krankheitsausfälle ist seit Einführung des Modells zurückgegangen.
Fazit: Ein Zukunftsmodell mit Potenzial
Mit ihrem flexiblen Modell der Arbeitszeitverkürzung konnte die Wenzel Group sowohl die Zufriedenheit der Mitarbeitenden als auch die Attraktivität als Arbeitgeber steigern. Die Zukunft der
Arbeit liegt in flexiblen, individuell anpassbaren Modellen, die den Bedürfnissen der Mitarbeitenden Rechnung tragen und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen sichern. „Die
Vier-Tage-Woche ist kein Allheilmittel, aber für unser Unternehmen war sie ein großer Schritt nach vorn. Manchmal lohnt es sich, die Dinge anders zu denken,“ fasst Dr. Heike Wenzel abschließend
zusammen.
Dr. Heike Wenzel
Wenzel Group
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