Unternehmen benötigen Mitarbeitende, die eigenverantwortlich und kooperativ agieren. Die Belegschaft sucht Unternehmen, die auf individuelle Interessen eingehen und flexibel sind. Diese
Wechselwirkung prägt das Konzept von „New Work“ – und um diese Entwicklung zu unterstützen, braucht es ein „New Learning“.
Veränderte Anforderungen
Traditionelle Lernmethoden wie Seminare oder Workshops reichen in der heutigen Arbeitswelt oft nicht mehr aus. Diese Formate sind meist starr, finden außerhalb des Arbeitsalltags statt und lassen
sich nur begrenzt mit den dynamischen Anforderungen moderner Unternehmen verbinden. Ergänzend sind flexible, bedarfsgerechte Lernansätze gefragt, die es Mitarbeitenden ermöglichen, Wissen genau
dann zu erwerben, wenn es gebraucht wird.
Ansätze wie „Learning-on-Demand“ kombinieren Lernen und Arbeiten miteinander. Dabei fördern sie gleichzeitig die Eigenverantwortung der Lernenden. Solche Formate motivieren, da sie individuelle
Bedürfnisse berücksichtigen und an den Arbeitsalltag anknüpfen. Gleichzeitig bleibt es essenziell, den Austausch und die Kollaboration innerhalb von Teams zu fördern.
Allerdings erfordert qualifizierte Teamarbeit mehr als individuelles Lernen. Sie entwickelt sich nicht durch vereinzelte Schulungen oder einmalige Workshops, sondern im Alltag, wo Kommunikation
erfolgskritisch ist. Daher sollten Lernformate auch so gestaltet sein, dass sie die tägliche Zusammenarbeit unterstützen und langfristig positive Veränderungen bewirken.
Eigenverantwortung und Individualität
Um individuelles Lernen zu fördern, bieten digitale Tools und Plattformen wichtige Unterstützung. Sie ermöglichen den Zugang zu Skripten, Selbstlernkursen oder weiterführenden Informationen.
Gleichzeitig erlauben sie den Lernenden, personalisierte Ziele zu setzen und Fortschritte zu dokumentieren – etwa durch Umfrageergebnisse, Coachingnotizen oder Zielvereinbarungen.
Aktuell gibt es zudem digital aufbereitete Kompetenztests, die individuelle Weiterbildungsbedarfe identifizieren. Diese Daten können für eine personalisierte Bildungsplanung genutzt werden.
In einem solchen Rahmen können Mitarbeitende mehr Eigenverantwortung übernehmen, während Führungskräfte Entwicklungswege gezielt begleiten.
Auch Business Coaching ist ein effektiver Ansatz, um individuelle Fähigkeiten – insbesondere in der Kommunikation und bei Softskills – zu fördern. Allerdings sind Coachings oft teuer und daher
nur begrenzt für größere Gruppen oder ganze Unternehmen einsetzbar. Dennoch zeigt sich, dass regelmäßiges Feedback und Fortschrittsmonitoring die persönliche Entwicklung sowie den
Unternehmenserfolg positiv beeinflussen können.
Zusammenarbeit und Dynamik
Neben der individuellen Förderung spielt das Lernen in Gruppen eine wichtige Rolle, sowohl aus finanziellen als auch aus dynamischen Gründen. Seminare und Workshops sind besonders effektiv, wenn
es um die Vermittlung von Fachwissen geht. Neues Wissen lässt sich kompakt erwerben und durch die tägliche Praxis sowie unterstützende Lernplattformen in den Arbeitsalltag integrieren.
Fachliche Communitys können darüber hinaus helfen, Kolleginnen und Kollegen im Alltag zu unterstützen. Auch Spezialwissen im Unternehmen kann durch Videotutorials geteilt werden. Diese können
beispielsweise von Anwendern erstellt werden und über QR-Codes direkt an Maschinen abrufbar sein.
Im Bereich der Softskills und der Entwicklung von Teamkultur sind die Herausforderungen komplexer. Hier geht es nicht nur um die Vermittlung von Wissen, sondern um das Umlernen etablierter
Verhaltensmuster. Solche Veränderungen sind psychologisch anspruchsvoller und erfordern innovative Ansätze, die für größere Gruppen skalierbar sind.
Ein solcher Ansatz sind „Learning-Circles“, die sich als wirksames Format erwiesen haben, um Kooperationskulturen zu fördern und die Gruppendynamik positiv zu beeinflussen. In diesen Circles
lernen Teilnehmende voneinander. Sie reflektieren und üben neue Verhaltensweisen in einer sicheren Umgebung.
Die Entwicklung von Sozialer Kompetenz und Sebstkompetenz erfordern andere Lernformate als die Entwicklung von Fach- und Methodenkompetenz
Bildungsinnovationen aus Aschaffenburg
Die Frage, wie Softskills, Alltagskommunikation, Mindset und Unternehmenskultur kostengünstig und nachhaltig entwickelt werden können, hat das Team von „mainproject“ an der TH Aschaffenburg
zusammen mit Partnern intensiv untersucht. Ziel war es, ein skalierbares „Coaching für alle“ zu schaffen.
Basierend auf bestehenden Konzepten wie der „Kollegialen Beratung“ und „Learning-Circles“ entstand schließlich eine Bildungsinnovation: die „Lernreisen“. Dieses Format ermöglicht es kleinen,
selbstorganisierten Gruppen von 4-7 Personen, über mehrere Wochen hinweg ihre kommunikativen Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Die Lernreisen bestehen aus kurzen Einheiten von 1,5 Stunden, die
alltagsbegleitend durchgeführt werden.
Die Teilnehmenden arbeiten mithilfe eines strukturierten Workbooks, das Inputs, Reflexionsfragen, Übungen, Transferaufgaben und Feedbackelemente enthält. Dank der Selbstorganisation können
beliebig viele Gruppen parallel starten, sodass ganze Teams oder Belegschaften teilnehmen können. Eine qualifizierte Lernbegleitung unterstützt zu ausgewählten Treffpunkten sowie bei Bedarf und
spezifischen Herausforderungen.
Dieses Konzept bringt die Grundfragen von Eigenverantwortung und Zusammenarbeit direkt in den Teamalltag.
Von der Theorie in die Praxis
Um die Lernreisen auch für Unternehmen nutzbar zu machen, wurde das Konzept in die „Lernwelt Designstudios“ aus der TH Aschaffenburg ausgegründet. Neben der ersten Lernreise „New Work Mindset“
gibt es nun weitere Formate, die auf unterschiedliche Zielgruppen ausgerichtet sind:
Unternehmen können sich für eine kostenfreie Beteiligung an den Pilotprojekten bewerben.
Weitere Informationen dazu finden Sie unter www.lernwelt-designstudios.de.
Joachim Schmitt, Meike Schumacher
Lernwelt Designstudios GbR
kontakt@lernwelt-ds.de
www.lernwelt-ds.de