Energie ohne klimaschädliche Treibhausgase: Wasserstoff (chemisch H2) nimmt in der künftigen Energieversorgung und der Industrie eine bedeutende Rolle
ein. Er gilt als das Erdöl von morgen und ist als flexibler, speicherbarer Energieträger, insbesondere auch im Verkehrssektor, unverzichtbar für die Energiewende. Der Unternehmensverbund
Stadtwerke Aschaffenburg setzt sich bereits seit Jahren für die Nutzung von Wasserstoff am Bayerischen Untermain ein und arbeitet kontinuierlich an der Umsetzung seiner H2-Strategie.
Um die Schadstoffbelastung im Stadtgebiet weiter zu reduzieren, haben die Stadtwerke beispielsweise bereits 2023 zwölf Wasserstoffbusse bestellt, darunter zwei 18 Meter lange Gelenkbusse. Die
neuen H2-Busse sollen schon 2024 auf Strecke gehen, sodass in diesem Jahr weitere Dieselbusse ausgemustert werden können. Mit den neuen Wasserstoffbussen und
drei batterieelektrischen Bussen, die seit Mai 2023 im Einsatz sind, fährt dann bereits ein Viertel der gesamten Stadtbusflotte emissionsfrei durch Aschaffenburg.
Saubere Müllabfuhr
Im November ging das erste wasserstoffbetriebene Abfallsammelfahrzeug der Stadtwerke im Entsorgungsbetrieb als Pilotprojekt an den Start (Bild). Es legt beim
einwöchigen Umlauf in Aschaffenburg rund 360 Kilometer zurück. Zwei 30-Kilowatt-Brennstoffzellen wandeln den Wasserstoff in elektrische Energie um und speisen damit das Batterie-Paket von 85
Kilowattstunden Energie-Volumen. Damit fährt das Fahrzeug an sich elektrisch, nur der Strom kommt aus der Brennstoffzelle. Das Fahrzeug kann sowohl Rest- oder Biomüll als auch Papier sammeln.
Hier noch ein paar Details:
Die Kosten für das Müllfahrzeug liegen brutto bei rund 1 Million Euro. Die Mehrkosten gegenüber eines konventionellen Diesel-Fahrzeuges wurden zu 80 Prozent vom Bund gefördert. 320.000 Euro
trugen die Stadtwerke, unter deren Dach der Entsorgungsbetrieb angesiedelt ist. Auch bei der Folgebeschaffung von Müllfahrzeugen wollen die Stadtwerke künftig auf emissionsarme und -freie
Fahrzeuge setzen, soweit sinnvoll und finanzierbar.
Eigene Wasserstofftankstelle
Damit die Wasserstofffahrzeuge auch entsprechend betankt werden können, wird aktuell eine
öffentliche Wasserstofftankstelle auf dem Gelände der städtischen Verkehrsbetriebe gebaut. Fahrzeuge sollen hier mit 350 oder 700 bar betankt werden. Für die Errichtung der Tankstelle erhalten
die Stadtwerke insgesamt 1,9 Mio. Euro an Fördermitteln. Die Tankstelle soll noch im 2. Quartal 2024 in Betrieb gehen.
Geplant: Anschluss an Wasserstoff-Pipeline
Zunächst wird der Wasserstoff für die Wasserstofftankstelle per Lkw geliefert werden. Doch die Pläne gehen schon weiter. Ziel ist es, bis
2028 den Bayerischen Untermain bei Alzenau an die im Bau befindliche überregionale Wasserstoffleitung Midal Süd anzudocken. Über sie soll reiner Wasserstoff von der Ostseeküste bei Lubmin bis
nach Süddeutschland mit Verbindungen nach Tschechien, Polen und indirekt nach Frankreich und Österreich transportiert werden. Vom möglichen Ausspeisepunkt in Somborn bei Alzenau und die noch zu
bauende „Wasserstoffleitung Bayerischer Untermain“ könnte dann der Wasserstoff direkt nach Aschaffenburg und zu der Wasserstofftankstelle geliefert werden.
Dr. Ruth Radl
Aschaffenburger Versorgungs-GmbH
ruth.radl@stwab.de
www.stwab.de