Karsten Klein, MdB
Die Reduktion von CO2 -Emissionen im Bereich Verkehr ist in Deutschland erklärtes Ziel und wichtiger Bestandteil zum Erreichen von Klimazielen. Die Bundesregierung hat sich dabei für Elektromobilität als beherrschende Zukunftstechnologie entschieden. Ein Fehler, der dafür sorgt, dass Entwicklung und Einsatz synthetischer Kraftstoffe in unserem Land nach wie vor eine untergeordnete Rolle spielen. Dabei liegt der Nutzen synthetischer Kraftstoffe auf der Hand: Sie können fossile Kraftstoffe 1:1 ersetzen und dafür die bestehende Tankstelleninfrastruktur nutzen. Sie haben damit die Möglichkeit, zeitnah sinkende Emissionen im gesamten Fahrzeugbestand zu erreichen.
Damit CO2 -Emissionen durch Elektromobilität erkennbar sinken, muss hingegen der momentan hauptsächlich von Verbrennungsmotoren angetriebene Fahrzeugbestand erst durch Fahrzeuge mit Elektro- oder Hybridantrieb im großen Maßstab ersetzt werden. Das kostet Zeit und viel Geld. Am 1. Januar 2020 fuhren von den rund 47,7 Millionen in Deutschland zugelassenen PKWs 97,6 % mit Benzin oder Diesel. Und trotz massiver Subventionen waren im ersten Halbjahr 2020 von den rund 1,5 Millionen in Deutschland neu zugelassenen Pkws noch mehr als 80 Prozent Benziner und Diesel. Die Zahlen machen deutlich, dass selbst wenn sich der Umstieg erheblich beschleunigen sollte, auch in absehbarer Zukunft Verbrennungsmotoren die Mobilität auf deutschen Straßen dominieren werden. Allein durch den Fokus auf Elektromobilität werden sich ehrgeizige CO2 -Einsparungsziele im Bereich Verkehr daher nicht erreichen lassen. Durch eine zügige Einführung marktreifer synthetischer Kraftstoffe kann dagegen Klimaneutralität auch mit bewährten Antrieben und bestehender Infrastruktur erreicht werden.
Neben dem Personenverkehr eignen sich synthetische Kraftstoffe insbesondere auch für den Güterund Transportverkehr. Hier ist Elektromobilität bislang nur sehr begrenzt praxistauglich. Schiffe, Flugzeuge oder Nutzkraftfahrzeuge müssten mit extrem großen und schweren Batterien ausgestattet werden, was sich negativ auf die Transportvolumina und Reichweite auswirkt, die Einsatzflexibilität vermindert und dadurch die Kosten treibt. Ladevorgänge dauern sehr lange und geeignete Ladepunkte sind selten. Synthetische Kraftstoffe könnten mit ihrer hohen Energiedichte eine echte Alternative gegenüber konventionellen Kraftstoffen für den internationalen Transportverkehr darstellen. Eine ganze Reihe aktueller Studien kommt zu dem Ergebnis, dass gerade hier synthetische Kraftstoffe maßgeblich zur raschen Dekarbonisierung beitragen können.
Zeit, deren Entwicklung in Deutschland aus den Kinderschuhen zu holen. Dafür braucht es verlässliche Marktanreize, die den Einsatz mittel- bis langfristig ökonomisch attraktiv machen. Ein Liter synthetischer Kraftstoff kostet zurzeit noch 4 bis 4,5 Euro und ist daher nicht konkurrenzfähig. Mit der steigenden Nachfrage auf den Märkten und der günstigen Entwicklung des Strompreises könnte sich der Preis für synthetische Kraftstoffe vor Energiesteuern bis 2030 auf voraussichtlich 1,20 – 1,40 Euro reduzieren. Wichtiger Schritt auf diesem Weg wäre die Anrechnung der CO2 -Minderung von klimaneutralen Synthetischen Kraftstoffen auf die EU-Flottengrenzwerte von Kraftfahrzeugen.
Ebenfalls richtig wäre die Einbeziehung weiterer Wirtschaftsbereiche in den EU- Emissionshandel, insbesondere die Sektoren Verkehr und Gebäude, wo die umfangreichsten Einsatzmöglichkeiten für synthetische Kraftstoffe liegen. Hier würden klimaneutrale Kraftstoffe die Kosten für Emissionszertifikate sparen, ein klarer Wettbewerbsvorteil gegenüber fossilen Kraftstoffen.
Die Wirtschaft braucht zudem endlich Rechtssicherheit für den Einsatz CO2-freier Kraftstoffe. Eine Reform der sich überschneidenden Kraftstoffregulierungen ist überfällig. Dies betrifft sowohl die Kraftstoffqualitätsrichtlinie (FQD), mit der die Treibhausgasintensität von Kraftstoffen reguliert wird, als auch die Erneuerbare-Energien-Richtlinie, die einen Mindestanteil erneuerbarer Energieträger bei der Vermarktung von Kraftstoffen vorschreibt. So wird technologieneutral ein steigender Anteil CO2-neutraler Kraftstoffe erreicht und den Unternehmen die nötige Planungssicherheit gegeben, um in eine klimaneutrale Zukunft zu investieren. Deutschland kann und muss hier innovativ vorangehen.
Karsten Klein, MdB
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