Ein ungewöhnliches Bild bietet sich zurzeit an der A5 zwischen Frankfurt und Darmstadt:
Hier entsteht erstmals an einer Autobahn in Europa eine Oberleitungsanlage,
die elektrisch angetriebene Lkw mit Strom versorgen kann. Hessen Mobil, zuständiger
Straßenbetreiber und Mobilitätsdienstleister in Hessen, errichtet hier die Teststrecke des
eHighway Hessen im Rahmen des Projekts ELISA - ELektrifizierter, Innovativer Schwerverkehr
auf Autobahnen.
Es geht um die dringend notwendige Senkung der Emissionen aus dem Straßengüterverkehr. Im Rahmen
des Aktionsprogramms Klimaschutz 2020 hatte die Bundesregierung in der letzten Legislaturperiode
beschlossen, einen Feldversuch zur Erprobung elektrischer Antriebe bei schweren Nutzfahrzeugen
durchzuführen. Das Bundesumweltministerium hatte zuvor bereits die Entwicklung des Oberleitungssystems gefördert.
Ziel des Projekts ELISA ist die Realisierung und der Betrieb einer eHighway-Pilotstrecke und die Erforschung aller relevanten verkehrs- und energietechnischen, ökologischen und ökonomischen
Aspekte, die für einen möglichen Ausbau des Systems relevant sein könnten.
Mit einer durchschnittlichen täglichen Verkehrsbelastung von 135.000 Kfz/Tag mit hohem Lkw-Anteil
(ca. 10 %) eignet sich der gewählte Autobahnabschnitt, um die eHighway-Technologie auf einer
stark befahrenen Straße zu erproben. Die Lage im Verdichtungsraum Rhein-Main bietet zudem ein
hohes Potenzial für die Einbindung von e-Lkw in bereits vorhandene Transportprozesse. Darüber hinaus
liegt die ELISA-Pilotstrecke im DRIVE-Testfeld, in dem Hessen Mobil seit vielen Jahren Anwendungen
zum kooperativen, vernetzten und automatisierten Fahren - gemeinsam mit Partnern aus Industrie und
Wissenschaft - erforscht.
Entlang der ausgewählten Pilotstrecke wird auf insgesamt 10 km Länge eine Oberleitungsanlage
mit zwei Fahrdrähten über dem rechten Fahrstreifen errichtet. Wenn ein e-Lkw unter der Oberleitung entlangfährt, wird der eingebaute Stromabnehmer bei unverminderter Geschwindigkeit ausgefahren
und
versorgt den Elektromotor des e-Lkw mit Strom. Außerdem werden die Batterien des e-Lkw aufgeladen,
so dass beim Verlassen der Teststrecke dem e-Lkw möglichst viel Reichweite im Batteriemodus
zur Verfügung steht. Sobald die Oberleitung endet oder der e-Lkw zu einem Überholvorgang ansetzt,
übernimmt die Batterie die Energieversorgung des Elektromotors. Falls die Batterie leer ist, wird ein
Dieselgenerator zugeschaltet und damit die Weiterfahrt sichergestellt.
Zum Projektbeginn im Januar 2017 stand Hessen Mobil aufgrund der Förderrichtlinien vor der besonderen Herausforderung, die Pilotanlage bis Ende 2018 betriebsbereit fertigstellen zu müssen. Daraus
ergab sich eine äußerst enge Terminkette für das Erlangen der baurechtlichen Genehmigung sowie die Vergabe des Auftrags zur Errichtung der Anlage. Nach einem transparenten und kooperativen
Konsultationsprozess mit Behörden und potenziell Betroffenen konnte eine breite Zustimmung für das
Vorhaben erreicht werden, so dass die baurechtlichen Voraussetzungen nur sieben Monate nach
Projektbeginn geschaffen waren.
Zu diesem Zeitpunkt stand das wettbewerbliche Vergabeverfahren für die Planung, Errichtung und
Instandhaltung der Anlage bereits kurz vor dem Abschluss. Die gewählte Form des Verhandlungsverfahrens auf Basis einer funktionalen Leistungsbeschreibung bot die Möglichkeit, Vorschläge der
Bieter zur technischen Gestaltung der Anlage zu erörtern und unter wettbewerblichen Bedingungen die zu realisierende Lösung zu optimieren.
Mit der Zuschlagsentscheidung am 1. August 2017 begann der Auftragnehmer mit der Projektrealisierung. Seit Frühjahr 2018 sind die Arbeiten vor Ort sichtbar: Es wurden insgesamt rund 230
Masten errichtet, Ausleger montiert und die Fahrdrähte installiert. Zwei Gleichrichterunterwerke, die zur
Stromversorgung der Anlage dienen, sind auf Autobahnparkplätzen aufgebaut worden. Damit verlaufen
die Arbeiten insgesamt planmäßig und das ehrgeizige Unterfangen, eine solche Oberleitungsanlage
erstmals in Deutschland und dann innerhalb von nur zwei Jahren zu realisieren, wird gelingen.
Die Verkehrszentrale Hessen wird um die Leitstelle der ELISA-Pilotanlage erweitert, so dass der Betrieb
des eHighways von dort rund um die Uhr überwacht werden kann.
Mit Jahresbeginn 2019 wird der ELISA-Feldversuch, der auf eine Dauer von drei bis vier Jahren angelegt
ist, starten. Sukzessive werden insgesamt fünf e-Lkw von regional ansässigen Speditionen in
realen Transportprozessen eingesetzt. Dabei werden die erforderlichen Daten für die Begleitforschung
gesammelt. Neben Hessen Mobil werden die TU Darmstadt als wissenschaftliche Institution, die
ENTEGA als Energieversorger, die Firma Siemens als eHighway-Systemanbieter sowie mindestens
fünf Transportfirmen an dem Feldversuch beteiligt sein.
Gerd Riegelhuth
Hessen Mobil
Wilhelmstraße 10
65185 Wiesbaden
0611 3663030
gerd.riegelhuth@mobil.hessen.de
www.mobil.hessen.de
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